In der Welt der mündlichen Überlieferungen, wo Mythen und Legenden die Kultur eines Volkes formen, findet man oft Geschichten, die nicht nur unterhalten, sondern auch tiefgründige Botschaften über die Entstehung der Welt, die Rolle des Menschen darin und das Zusammenspiel von Kräften transportieren. Eine solche Geschichte, tief verwurzelt in der philippinischen Folklore des 7. Jahrhunderts, ist “Die Schöpfung”.
“Die Schöpfung” erzählt die Geschichte der Entstehung der Welt aus dem Nichts. Im Zentrum steht Bathala, der allmächtige Schöpfergott, der die Erde und den Himmel formt, die Ozeane füllt und das Leben in all seinen Formen erschafft. Doch die Schöpfung ist kein einfacher Akt der Willenskraft. Bathala wird von verschiedenen Wesen und Kräften begleitet, die sowohl helfen als auch Hindernisse aufwerfen.
Die Geschichte beginnt mit einem kosmischen Chaos, einem unendlichen Nichts, in dem nur Bathala existiert. Aus seinem Willen erwacht die Welt: Licht und Dunkelheit, Himmel und Erde, Berge und Täler. Doch die Welt ist noch leer und leblos. Bathala beschließt, Leben einzuhauchen.
Er erschafft zuerst die “Kapre”, riesige Baumgeister mit feuerrotem Fell und einem unbändigen Durst nach Kokosnüssen. Die Kapre bevölkern den Wald und sorgen für seine mystische Atmosphäre. Anschließend erschafft er die “Tikbalang”, schelmische Wesen mit dem Kopf eines Pferdes und dem Körper eines Menschen.
Die Tikbalang sind bekannt für ihre Streiche und ihre Vorliebe für das Verwirren von Reisenden im Dschungel. Beide Kreaturen verkörpern die wilden, unbändigen Kräfte der Natur, die Bathala in seine Schöpfung integriert.
Wesensart | Beschreibung |
---|---|
Kapre | Riesige Baumgeister mit feuerrotem Fell; lieben Kokosnüsse und bewohnen den Wald |
Tikbalang | Schelmische Wesen mit dem Kopf eines Pferdes und dem Körper eines Menschen; bekannt für ihre Streiche und die Verwirrung von Reisenden |
Doch Bathala möchte mehr als nur wilde Kreaturen in seiner Welt. Er sehnt sich nach Wesen, die denken, fühlen und lieben können – Wesen wie er selbst. So erschafft er den ersten Menschen: Malakas und Maganda. Malakas, der Starke, verkörpert die physische Kraft des Menschen. Maganda, die Schöne, repräsentiert die Liebe, die Kreativität und den Intellekt.
Die Schöpfung des ersten Menschengeschlechts ist jedoch kein einfacher Akt. Bathala muss sich gegen die Widrigkeiten wehren, die durch die “Aswang”, böse Gestaltwandler, verursacht werden. Die Aswang versuchen, Malakas und Maganda zu sabotieren und ihre Existenz zu verhindern. Doch Bathalas Wille ist stärker.
Mit Hilfe der freundlichen Kreaturen wie den Kapre und Tikbalang, überwindet er die Hindernisse und schenkt dem Menschen das Leben. Die Geschichte endet mit einer Lehre: Die Schöpfung ist ein komplexer Prozess, in dem Gut und Böse, Kraft und Intelligenz, Chaos und Ordnung zusammenspielen. Bathala zeigt, dass auch im Kampf gegen Widrigkeiten ein harmonisches Gleichgewicht hergestellt werden kann, wenn man an seinen Willen glaubt.
“Die Schöpfung” ist mehr als nur eine Geschichte über den Ursprung der Welt. Sie ist ein Spiegelbild der philippinischen Kultur und ihrer spirituellen Weltanschauung. Die Geschichte spiegelt die tiefe Verbundenheit des Volkes mit der Natur wider, ihre Ehrfurcht vor den Göttern und ihren Glauben an die Kraft des Guten, auch inmitten von Herausforderungen.
Die komplexen Charaktere, die symbolische Bedeutung der Kreaturen und die Botschaft der Balance machen “Die Schöpfung” zu einem wahren Juwel der philippinischen Folklore – eine Geschichte, die bis heute die Fantasie und das Herz der Menschen beflügelt.